Die Vornorm DIN V 4701-10: 2003-08 „Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung“ beinhaltet ein Rechenverfahren zur Bewertung der Gebäudetechnik. Dabei können energetische Kenngrößen für Heizung, Warmwasser und Lüftungstechnik bestimmt werden. In der Norm werden drei Rechenverfahren angeboten:

  1. Graphisches Verfahren: Einfache Ermittlung der Kenngrößen für Wohngebäude durch in der Norm definierte Anlagenkonfigurationen bezogen auf die Gebäudenutzfläche. Es sind keine aufwendigen Berechnungen erforderlich. Die Anlagenaufwandszahl kann mit wenigen Angaben direkt aus den Diagrammen abgelesen werden.
  2. Tabellarisches Verfahren: Schnelle Bewertung der Gebäudetechnik über in Tabellen vorgegebene Standardwerte. Betrachtet wird hierbei eine jährliche Heizperiode von 185 Tagen. Eine Software ist für die Berechnungen nicht erforderlich.
  3. Detailliertes Verfahren: Ausführliches Berechnungsverfahren unter Berücksichtigung der Heizdauer und der Gradtagszahl. Die meisten Techniken können hierdurch abgebildet werden.

Abhängig vom geplanten Detailierungsgrad in der Berechnung und den vorhandenen Eingangsparametern kann zwischen den einzelnen Verfahren gewählt werden.
Bei der Bewertung wird differenziert in

  • Wärmeübergabe
  • Wärmeverteilung
  • Wärmespeicherung
  • Wärmeerzeugung
  • Hilfsenergien

Ausgelegt ist die Norm insbesondere für den Neubau. Nicht gesondert berücksichtigt werden Absenkzeiten der Heizungsanlage (nachts oder bei Nichtnutzung) und Abweichungen zur Anlagenausführung nach den Regeln der Technik.  Somit ist der hydraulische Abgleich, die Auslegung der Pumpen oder die korrekte Dimensionierung grundsätzlich eingerechnet.

Nicht anwendbar ist die Norm bei Klimatisierung der Gebäude, da in der Norm hierfür keine Berechnungsmöglichkeit vorgesehen ist. Während bei Nichtwohngebäuden nach EnEV grundsätzlich die DIN V 18599 zur energetischen Bilanzierung verwendet wird, so sind für gekühlte Wohngebäude ebenfalls die Vorgaben der DIN V 18599 verpflichtend.

Im Endergebnis kann der Primärenergiebedarf der Anlage, der zur Deckung des Jahresheizwärmebedarfs des Gebäudes erforderlich ist, bestimmt werden. Dies erfolgt durch die Anlagenaufwandszahl eP. Sie stellt den Kehrwert des Nutzungsgrades dar. Das bedeutet, je kleiner die Zahl ist, umso effektiver arbeitet die Anlage.

Anlagenaufwandszahl für ein Wohngebäude mit Heizung und Warmwasserbereitung

ep = Primärenergiebedarf zur Erzeugung von Heizwärme und Trinkwarmwasser : (Heizwärmebedarf+Trinkwarmwasserbedarf) = QP : (Qh+Qtw)

Eine weitere wesentliche Norm der EnEV/des GEG ist in diesem Zusammenhang die DIN 4701-12: energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen im Bestand – Teil 12: Wärmeerzeuger und Trinkwassererwärmung. Ergänzend zur DIN V 4701-10 werden mit Teil 12 der Norm Kennzahlen für die Bewertung des Bestands zur Verfügung gestellt.